Chronik

 


Die Chronik  ist erhältlich:

-zu den Öffnungszeiten im   Kartenbüro,   Kanalstraße 17, Fulda

-Foyer des Stadtsaals vor allen Fremden-
 sitzungen.

-Vizepräsident  Dr. Frank Steinhauer
  36043 Fulda
  Kohlhäuser Str. 65

 

Preis:
Komplett   (3 Stück)               11.– €
Nachträge  1 + 2                     6.–  €
Nachtrag    2                            4.– €

Die Fulder Foaset kann – das haben die Historiker aus den Archiven herausgekramt, kann auf über 500jährige Tradition zurückblicken. Was natürlich nicht heißt, dass es seit 500 Jahren alle zwölf Monate eine närrische Kampagne samt Prinz und Rosenmontagszug gegeben hat. Die Idee des Fuldaer Heimatfestes wurde im 15. Jahrhundert geboren, die Ursprünge liegen in dieser Zeit. Vieles hat sich im Laufe der Jahrhunderte geändert, und die närrischen Aktivitäten von anno dazumal haben mit unseren heutigen Veranstaltungen nicht viel gemein. Parallelen liegen in dem Gedanken, den Menschen in organisierter Form durch Humor und Komik Freude zu bringen, ihnen eine Abwechslung zum manchmal grauen Alltag zu bieten. Zu einer bestimmten Zeit des Jahres darf jeder einmal „Narr“ sein und das sagen, was normalerweise nicht gesagt werden darf (oder kann). „Humor ist die beste Medizin“, heißt es im Volksmund. In dieser Hinsicht hat die Fulder Foaset in ihrer Ausgelassenheit und närrischen Freizügigkeit schon viele Menschen gesund gemacht.

Von den Anfängen des Karnevals im Mittelalter ist verständlicherweise nicht allzu viel überliefert. Für die Feste gab es lange Zeit auch keinen regelmäßigen Turnus wie heute. Kontinuität wird erst erkennbar mit der Entstehung der Presse in Deutschland. So wird im Februar 1825 von einem Maskenzug durch Fulda berichtet, an dem Figuren aus Schillers „Wallenstein“, Webers Oper „Der Freischütz“ und dem Lustspiel „Das Deklamatorium in Krähwinkel“ beteiligt sind. Auch 1826 und 1828 gibt es närrische Umzüge – sogar mit einem karnevalistischen Herrscher, der mit einer urkomischen Proklamation für Aufsehen sorgt.

Bis zum Jahre 1880 existieren, was die Ausrichtung der Foaset angeht, scheinbar keine festen Zuständigkeiten. Doch dann wird der erste Fuldaer „Carnevalverein“ gegründet. Der Zeitgenosse Anton Hartmann schildert die Anfänge der Vereinsfastnacht folgendermaßen: „Im Winter 1880 hatte sich eine Gesellschaft junger Leute zu einem Carnevalverein verbunden, welcher den Zweck hatte, des Winters über humoristische Abendunterhaltungen zu arrangieren, deren Überschuss zur Veranstaltung größerer Maskenzüge etc. verwendet werden sollte.“ In der ersten Kampagne wurden gleich zwei Umzüge durchgeführt, an einem davon beteiligten sich über 30 Gruppen. Narrenherrscher Heinrich Kalb fuhr auf dem hochhergerichteten ehemaligen Bischofswagen durch die Straßen. Die Resonanz der Fuldaer war überragend, im Gegensatz zu der Kampagne 1882/83. „Wegen allgemeinen Geldmangels“, so Hartmann, gab es „nur eine schlecht besuchte Abendunterhaltung“ und einen Ball, dem eine Kappenfahrt vorausgegangen war. Der karnevalistische Frühschoppen ein Jahr später musste durch einen Brand im Dachstuhl des Veranstaltungsgebäudes abgebrochen werden. Dafür klappte beim restlichen Programm alles wie am Schnürchen. Maskenbälle und die Vorläufer unserer heutigen Fremdensitzungen erfreuten sich großer Beliebtheit.

1885 bekommt der Carnevalverein frischen Wind: Eine großartige Kampagne samt Fastnachtszug wird vorbereitet. Die Säle platzen aus allen Nähten. Zur Vorführung der „Susanne“ strömt ganz Fulda. Ein Eintrittspreis von 30 Pfennig wird erhoben, die Vereinskasse wird mit einem für damalige Verhältnisse stolzen Betrag von über 100 Mark gefüttert. Ein vierfarbig gedrucktes, zwei Meter langes Programm findet reißenden Absatz. Wie Prinz Jokus, der Fuldaer Gastronom Josef Kress, die tollen Tage erlebt, beschreibt Anton Hartmann im folgenden, original wiedergegebenen Text:

Am 15. Februar 1885 fand die Einholung des Prinzen Carneval, dessen Ankunft mit dem Schnellzug von Frankfurt mittags um drei Uhr erwartet wurde, feierlichst statt. Am Bahnhof hatte sich eine unabsehbare Menschenmenge mit größtenteils närrischen Mützen und Abzeichen eingefunden und machte es den anfahrenden närrischen Hofleuten, Gesandten, Ministern etc. schwer, ohne Unfall vorzufahren. Nachdem der Hoffriseur seiner Hohheit, Oscar Hartmann, in elegantem Fuhrwerk angefahren war und den Prinzen in seiner Toilette unkennbar hergerichtet hatte, trat der Prinz in den Wartesalon und empfing seine Generalität und Würdenträger und bestieg mit denselben die bereitstehenden Equipagen, welche bereitwilligst von hiesigen Fuhrwerksbesitzern gestellt wurden. Derweil präsentierte sich die Prinzengarde zu den Klängen des Empfangsmarsches der 97er Militärkapelle aus Hanau. Die Musik erhielt freie Station und 400 Mark. In raschem Tempo, zwei Vorreiter hochelegant voran, fuhr der Zug bis zum Hotel „Kurfürst“, wo alles Kopf an Kopf stand, auch viele von außerhalb. Während der Prinz mit Gefolge sich im Hotel erholte, brachte die Prinzengarde mit klingendem Spiel und Menschengedränge die Fahne zurück zum Generalfeldmarschall Hohmann. Des Abends gings in der „Alten Post“, der „Traube“, dem „Ballhaus“ und in der „Bierhalle “ toll her wie bei Freikonzerten.

Am folgenden Morgen durchzogen die Kapelle des „Englischen Leibregiments Prinz Carneval“ in roter Uniform und Feuerwehrhelmen mit Tabours und Schellenbaum die Straßen der Stadt. Die Kapelle bestand aus jungen Dilettanten („Bäulers Kapelle“). Das nun folgende Aufziehen der Wachen in Bürgergardistenuniform von 1830 und die massenhafte Arretierung „Verdächtiger“, die nach Zahlung eines Lösegeldes wieder entlassen wurden, erregten viel Heiterkeit. Einige heitere Szenen ergab die Werbung für die Fastnacht der Prinzengarde in Horas, wo 40 Mann sich bereiterklärten mitzumachen. Die Ordonanzen flogen hin und her, selbst in die Schulen und befreiten auf närrischen Hoheitsbefehl die schon aufgeregten Schüler vom Unterricht. Währenddem fuhren die Hofchargen in Galawagen zur großen Cour ins Hotel, worauf sich der Prinz mit großem Gefolge zu Fuß auf den Domplatz begab, um die große Parade abzuhalten. Eine große Menschenmenge hatte den Platz schon besetzt und nach dem Regenwetter einen grässlichen Patsch (Knoatsch) bereitet. Trotzdem ging die Parade gut von statten. Mit der Ankunft des Prinzen erschien auch die Sonne und strahlte freundlich auf das närrische Treiben.

Von ein Uhr ab begann die Aufstellung des Zuges auf dem Domplatz. 26 Wagen und ebenso viele Harlekins, viele, schön equipierte Reiter bildeten denselben. Als der Prinz in einem, mit der Krone vier Meter hohen Wagen, von vier Pferden gezogen, erschien, wurde er mit frohem Jubel empfangen, und der Zug setzte sich programmgemäß in Bewegung. Weil die „Türkei“ („Hinterbürger“ oder „Vorstädter“) sich durch die Zeitung zu einer Kriegserklärung berechtigt glaubte, wenn der Zug nicht auch durch die Hinterburg ginge, nahm der Zug des lieben Friedens halber seinen Weg durch die Hinterburg übers Eichsfeld durch das Paulustor. Dagegen rannte in Folge seiner Breite und der schlechten Wagenführung der Spinnstubenwagen. Erst nach Abbruch der äußeren Dekoration konnte er befreit und wieder flott gemacht werden, wodurch eine kleine Störung erfolgte..

Der Zug dauerte drei Stunden, bis er die Hauptstraßen passiert hatte. Vor der Auflösung des Zuges auf dem Domplatz wurde der Prinzenwagen nebst Umgebung am „Kurfürst“ photographiert. Das Artilleriekommando hatte bereitwilliger Pferde und Mannschaften zur Verfügung gestellt. Die Reiter, Herolde, Wilde usw. waren sehr elegant, wie auch die auswärtigen Gesandtschaften. Die Zigeunergruppe (Gesellenverein) war sehr interessant, ebenso Gambrinus auf großem Faß. Zum Schluß vereinigte sich alles zum großen Ball des Abends in der Turnhalle. Die Teilnahme war allgemein und ging sehr animiert zu. Die 97er Kapelle spielte lauter neue Sachen sehr gut, der „Rädcheswirth“ lieferte einen guten „Gieselschen Schoppen“, so daß das ganze Carnevalfest gegen fünf Uhr morgens, als die Kapelle mit dem Zug schon abfahren musste, einen prächtigen Abschluß fand. Der beste Abschluß kam später: „Kein Defizit !“

Soweit der Bericht des Zeitzeugen Anton Hartmann, der damals noch nicht wußte, daß Prinz Jokus noch einmal auf den Prinzenthron klettern würde. 1935, also genau 50 Jahre später, steuerte Kress als Jubiläumsprinz das Fulder Narrenschiff ein zweites Mal durch die Kampagne. 1886 gab es erneut ein rauschendes Fastnachtsfest, danach wurde allerdings einen Gang zurückgeschaltet. 1887 fällt das angekündigte Programm durch die auf den Fastnachtsmontag gelegte Reichstagswahl aus. Ein Jahr später gibt es lediglich eine Theateraufführung. Für das Publikum unbefriedigend sind die Fastnachtsabende 1889, der Carneval-Verein erlebt ein Fiasko. Die Folge: Der Verein fällt in einen tiefen Winterschlaf, in den darauffolgenden Jahren gibt er kein Lebenszeichen von sich. Was freilich nicht bedeutet, daß karnevalistische Veranstaltungen jeglicher Art ausbleiben. Andere Vereine haben die Rolle der Narren übernommen. Die Auferstehung des Carnevalvereins läßt aber auf sich warten – bis zum Jahre 1934.

Über die Wiedergeburt der Fulder Foaset berichtet 1971 unser inzwischen verstorbenes Mitglied Josef (Seppel) Schneider Er war ein Fastnachter der ersten Stunde, quasi karnevalistisches Urgestein, saß am FKG-Gründungsstammtisch im Cafe Thiele mit dabei und leitete viele Jahre als Regisseur das Bühnengeschehen im Stadtsaal. Sein Aufsatz über die Anfänge der Karnevalgesellschaft:

Wer heute die Fastnachts-“ Feten “ in Stadt und Land beobachtet, soll daran erinnert werden, daß deren eigentlicher Ursprung die Idee eines Fuldaer Stammtisches in den 30er Jahren war. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs war Fastnacht zum guten Teil zwar noch Brauchtum, allerdings in der Öffentlichkeit überwiegend von Kindern ausgeübt. Unter den Erwachsenen gab es nur wenige, die maskiert auf den Straßen erschienen. Und unter ihnen vornehmlich das weibliche Geschlecht, das als „Bäuerinnen in Tracht“ vermummt und mit Larven an den drei Fastnachtstagen durch die Lokale zog und den Männern mit verstellter Stimme „Wahrheiten“ sagte. Es gab einige traditionelle Maskenbälle, den des Bürgervereins, des KKV, der “ Utopia“, der Winfridia, des Gickelvereins (Geflügelzuchtvereinigung) und den alljährlich größten, den Turnermaskenball.

Daran änderte sich auch nichts bis zu jenem Januarabend, als ein Stammtisch im Cafe Thiele den Erzählungen von Berufsschuldirektor August Feldmann über den Ablauf der Fastnachtsfeiern vor dem 1. Weltkrieg zuhörte. August Feldmann konnte erzählen, wortgewandt, plastisch, lebhaft und eindringlich. Damals gab es also Sitzungen, Bälle, einen Rosenmontagszug und fast folkloristisch beeinflußtes Treiben an den Fastnachtstagen. Fast jedes Fuldaer Kind war maskiert. Man war fröhlich, guter Dinge, auch ausgelassen – es war eben altüberliefertes Fastnachts-Brauchtum. Allenthalben rasselte die “ Säubloase “ mit Erbsen darin und an Stecken befestigt.

Wir sind nur noch zwei Zeugen, Franz Cammerer und ich, die sich dieser Erinnerung erfreuen können, als August Feldmann uns aufforderte, die Fastnacht, die Fulder Foaset, wieder ins Leben zu rufen, und wir ihm spontan zustimmten. Als dann gar Jupp Kollmann und Otto Malkmus sich dazugesellten, war es in Minuten beschlossene Sache: August Feldmann, der Präsident, Otto Thiele, Prinz Törtchen L, und wir anderen erhielten je ein Amt mit klingendem Titel. Vieles war damals zwangsläufig noch Improvisation, aber die Beteiligung der Fuldaer Bürger war großartig, und so entstand wieder eine bodenständige „Fulder Foaset“, deren Schlachtruf  „Good Knoatsch “ war.

Wer auch angesprochen wurde, machte mit. Fritz Sennefelder mit dem EHS als Prinzengarde, die Fuldaer Handwerksmeister als Bürgergarde, Jupp Kollmann als ihr Major, unübertrefflich in Haltung und Humor. Der Funken hatte gezündet, die Karnevalgesellschaft war gegründet, und es taten sich in kurzer Zeit auch weitere närrische Vereinigungen im Nordend und Südend auf die „Brunnenzeche“ mit Eitelsberg, Hans Vogel und August Israel, Oberst von Berg sagte die Mitwirkung unseres Artillerie-Regimentes zu.

Die wertvollste Stütze bei allem aber waren die „Tiirken“, die Bürger der Unterstadt, welche die Fastnacht in ihrem überlieferten Sinne unverändert fortgesetzt und gefeiert hatten als echtes Brauchtum seit vielen, vielen Jahrzehnte , vordem abgeschlossen in ihrem Bezirk, und jetzt bei aller Eigenständigkeit mitwirkten.

Überhaupt war die Resonanz in der Bürgerschaft überraschend groß, zur Gründungsversammlung erschienen ohne sonderliche Einladung mehr als 100 Personen. Der schnell gegründete Elferrat wies die Namen der bekannter Fuldaer Bürger auf, der „Kurfürst“ war das Hauptquartier, das der Garden war der “ Schätze „. Oberbürgermeister Dr. Danzebrink war auch sofort dabei und lernte sogar eigens Fulder Platt für seine Büttenrede.

An den Fastnachtstagen waren die Häuser mit bunten Fahnen beflaggt, in den Straßen schwirrten die Luftschlangen, und es regnete Konfetti. In den Gaststätten wurden von morgens bis abends bevorzugt Rippchen und Solperknochen vertilgt.

Bis heute mag sich manches geändert haben, aber die Karneval-Gesellschaft ist den Gründungsabsichten treu geblieben und schenkt Fulda alljährlich seine Fastnacht, die jedem so gefällt, wie er sie zu feiern versteht.

Ein bemerkenswertes Faktum aus den Anfangsjahren: An den Spitzen sämtlicher

Fuldaer Fastnachtsvereine standen von 1934 bis 1939 Bäcker- und Konditormeister. Um nur einige zu nennen: Otto Thiele war Präsident der FKG, Carl Mück Vorsitzender des Türkenbundes, Alois Pfeiffer stand dem Nordend vor. Bäcker- und Konditormeister Vogel führte die Brunnenzeche, im Ostend stand Bäcker Köhler an der Spitze. Die Attraktion der Fremdensitzungen vor und viele Jahre nach dem Krieg waren die Erlebnisse der Familie „Kiemelheinz“. Der Heimatdichter Wilhelm Hauck schrieb die Texte dafür, später führten Reinhold Weißmüller und Lilly Fahr sein Werk fort. Der Stadtsaal wurde in den ersten Jahren von Chefdekorateur August König und Willy Kretschy geschmückt, später war Karlo Fries Organisator und Regisseur hinter den Kulissen. Zeichner und Grafiker der ersten Stunde waren Albert H. Kalb und Jan Nils, Liedtexter und Vertoner Pit Krewer, Fips Dahlhausen und Wilhelm Oberlist. Dies war die Vorgeschichte der Fulder Foaset.

Mehr Informationen entnehmen Sie bitte der Chronik der Fuldaer Karnevalgesellschaft e.V.
Neu ist die 1. Fortsetzung der Chronik von 1995 bis 2000 und
die   2. Fortsetzung der Chronik von 2001 bis 2011.